Kritik & Unser Fazit:
Bevor man 2010 die Tagebücher von Abdul Karim fand, war nur wenig bekannt über die aussergewöhnliche Freundschaft von Queen Victoria und dem jungen indischen Diener. In wie weit die Tagebücher tatsächlich historisch korrekt sind, kann man nicht ganz sagen und man muss annehmen, dass Karim seinerzeit seine Erlebnisse mit der Königin - ähnlich wie es auch dieser Film tut - mehr als nur ein bisschen ausgeschmückt hat. Es ist jedoch unbestritten, dass der junge Inder ein bisschen Abwechslung in den tristen Alltag der betagten Königin brachte und schlussendlich sogar als Munshi, als eine Art Lehrer und Vertrauter, in der engsten Gefolgschaft der Monarchin diente. Im Film bringt die platonische Freundschaft eine unerwartet menschliche Seite an Victoria zum Vorschein und zeigt damit eine neue Facette dieser historischen Figur.

Dabei beginnt der Film von Regisseur Stephen Frears ungewöhnlich, ja fast schon befremdlich und präsentiert Königin Victoria dem Publikum als von den Zeremonien gelangweilte und den Banketten genervte, fast apathisch wirkende Herrscherin deren Lust am Leben versiegt ist.

Schnell wechselt der Film jedoch seinen Ton und kommt, zumindest während des ersten Drittels, fast wie eine Parodie daher. Relativ locker und leichtfüssig portraitiert Frears das engstirnige Leben am britischen Hof und zeigt sogar recht viel Mut, seine in die Tage gekommene Hauptfigur ein bisschen unsympathisch wirken zu lassen. Die unerwartete und vom Hof ungern gesehene Freundschaft mit Diener Abdul ändert das Persönlichkeitsbild der Königin jedoch zusehends und dementsprechend ist man der von Judi Dench gespielten Monarchin, übrigens bereits ihre dritte Portraitierung dieser ikonischen Figur, immer mehr angetan. Kommt hinzu, dass es interessant ist zu sehen, welchen Einfluss ein Muslime mit seinen religiösen und philosophischen Ansichten auf die forsche Königin, immerhin das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, zu nehmen scheint.

Regisseur Frears verharrt jedoch meist an der Oberfläche und auch wenn der Film zum Ende hin in etwas dramatischere Gefilde driftet, dann geht man auf diese Thematik, die zumindest in ihren Grundzügen sehr interessant ist, nicht weiter ein. Grundsätzlich jedoch eine willkommene Entscheidung, denn so bleibt 'Victoria & Abdul' leichte Kost die aber dennoch zum Nachdenken anregt. Schlussendlich lebt der Film aber weniger von seiner eigentlichen Story, und vielmehr seinen hervorragenden Darstellern - wobei es keine Überraschung ist, dass Judi Dench wieder mal eine Glanzleistung abliefert und mit ihrem nuancierten Spiel ihrer Figur eine neue, bislang kaum bekannte Facette abgewinnen kann. Schlussendlich also relativ egal, wie nah der Film an der Wahrheit dran ist: Kostümfilm-Liebhaber werden an 'Victoria & Abdul' ihre Freude haben!

Inhaltlich bzw. schauspielerisch weiss der Film zu überzeugen, aber 'Victoria & Abdul ' macht auch in technischer Hinsicht eine gute Figur und punktet auf dieser Blu-ray nicht nur mit einem sehr hochwertigen Bild, sondern einer ebenso überzeugenden, wenn auch eher unspektakulären Tonqualität - was bei einem biografischen Drama jedoch keine Überraschung ist. So erwartet einem grundsätzlich viel High-def Feeling und die wenigen Schwächen, wie z.B. wenige weichere Aufnahmen und ein minimaler Detailverlust, sind kaum der Rede wert. Die Extras fallen mit zwei