Kritik & Unser Fazit:
Der Drogenhandel in Mexico und damit die Korruption und der Krieg zwischen den Kartellen ist ein Problem, das längst weit über die Landesgrenzen geschwappt ist und auch in unseren Gefilden regelmässig für negative Schlagzeilen sorgt. Der Kampf gegen den Drogenhandel scheint aussichtslos - und das trotz massiver Gegenmassnahmen. Genau diesen Massnahmen nimmt sich Prisoners-Regisseur Denis Villeneuve in seinem Film 'Sicario' an und zeigt auf, wie die Grenzen zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch verschwimmen wenn man es mit diesen illegalen Machenschaften aufnimmt. Er tut dies aus der Sicht der idealistischen FBI-Agentin Kate, die sich einer Sondereinheit anschliesst um die Drahtzieher eines riesigen Drogenrings dingfest zu machen - nur um sich dann völlig unerwartet in einem moralischen Dilemma wiederzufinden.

Dabei stellt sich auch heraus, dass es in 'Sicario' nicht einfach um die schlichte Bekämpfung der mexikanischen Drogenkartelle geht, sondern es sich vielmehr um eine Art Psychostudie der drei Protagonisten handelt - wobei es genauso gut möglich ist, das es sich um Antagonisten handelt.

Es ist genau diese Grauzone, die 'Sicario' so interessant und packend macht - auch wenn man zugeben muss, dass sich der Film durchaus viel Zeit lässt bei der Entfaltung seiner Geschichte und auch mit der ein oder anderen Länge, vor allem im Mittelteil, zu kämpfen hat. Für jede Durststrecke, zusammen mit Hauptfigur Kate wird man auch als Zuschauer über lange Zeit über die eigentlichen Vorgänge im Dunkeln gelassen, punktet der grossartig in Szene gesetzte und toll (von Roger Deakins) gefilmte Film mit einer umso packenderen Sequenz: Angefangen bei der knallharten Razzia-Eröffnungssequenz, hinüber zur nervenaufreibenden Schiesserei am Grenzübergang bis hin zum ebenso spannend inszenierten Showdown in einem Drogentunnel.

Passend zu seinem Thema gibt sich 'Sicario' grösstenteils völlig schonungslos und mutet dem Zuschauer auch einige verstörende Bilder zu - womit wiederum verdeutlicht wird, mit was für einer ernstzunehmenden Angelegenheit man es zu tun hat. Trotz dieser Kompromisslosigkeit und der z.T. recht wuchtigen Actionszenen ist es aber ein Film, der dank seiner leisen Töne im Gedächtnis haften bleibt und der mit einem hervorragenden Ensemble-Cast punkten kann. So ist es nicht nur Blunt die einmal mehr ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt, sondern auch Benicio Del Toro in der vielleicht ambivalentesten Rolle des Films - wobei Josh Brolin ebenfalls eine gute Figur als undurchsichtiger Ermittler macht. Ein Film, der nicht nur die Moralvorstellungen seiner Figuren, sondern auch des Publikums hinterfragt - und deshalb umso nachdenklicher stimmt!

'Sicario' macht nicht nur rein inhaltlich, sondern auch in technischer Hinsicht eine hervorragende Figur. Bildmässig hat man es bei diesem Release mit einer Vorzeige-Präsentation zu tun, an der es - wenn überhaupt - nur sehr wenig auszusetzen gibt, denn wenn es ein paar qualitative Mankos gibt, dann sind diese in der Regel stilmittelbedingter Natur. So darf man sich über ein Bild freuen, das weitestgehend referenzwürdig ist. Das gilt auch für den Ton, denn dieser liegt hier als Dolby Atmos-Abmischung vor und ist sozusagen in jeder Hinsicht auf höchstem Niveau