Kritik & Unser Fazit:
'Sennentuntschi' oder: Der beschwerliche Weg auf die grosse Leinwand! Da war in diversen Medien von finanziellen Problemen, für Nutten und Drogen missbrauchten Fördergeldern und schwierigen und kräftezehrenden Dreharbeiten zu lesen, und lange Zeit stand es in den Sternen, ob die Verfilmung der bekannten Älpler-Sage jemals ihren Weg in die Kinos finden sollte. Die Probleme hinter den Kulissen lenkten dabei allerdings nur davon ab, dass es sich bei 'Sennentuntschi' - die Sage ist in Graubünden, der Gegend in der der Film spielt, auch als 'Sennpoppa' bekannt, um einen Stoff handelt, der nur schon rein inhaltlich viel kontroversen Zündstoff enthält. Eine Strohpuppe erwacht zum Leben, muss sich unfreiwillig den sexuellen Gelüsten einer Gruppe notgeiler Älpler hingeben und rächt sich dann, indem sie deren leblose und gehäutete Körper wiederum zu Strohpuppen umfunktioniert... Beileibe keine schöne Vorstellung!

Regisseur Michael Steiner, unter anderem bekannt für die Erfolgsfilme 'Mein Name ist Eugen' und 'Grounding', nimmt die Sage allerdings lediglich als Grundgerüst und strickt einen spannenden Mystery-Thriller mit dramatischen Elementen darum herum, dessen wahres Mysterium - anders als anfänglich erwartet - aber weniger im Übernatürlichen seinen Ursprung hat und schlussendlich sogar auf recht fundierte und nachvollziehbare Weise seine Auflösung findet. Bis es allerdings soweit ist, zieht einen die Geschichte rund um die stumme Schönheit mit ihren stimmigen und vielfach düsteren Bilder der vermeintlichen Bündner Bergwelt (der Film wurde leider nur zu einem winzigen Teil auf Bündner Boden gefilmt) schnell in ihren Bann und lässt einen rätseln, was hier wirklich vor sich geht - wobei die gekonnt ineinander verwobenen Zeitebenen und einige überraschende Wendungen für zusätzliche Spannung und Nervenkitzel sorgen.

Da verzeiht man es dann auch als Einheimischer der im Film portraitierten Gegend den nicht immer ganz sitzenden bündnerischen Dialekt oder dass sich die Macher, wie bereits erwähnt, für einige Drehorte ausserhalb des Kantons entschieden hat.

Schlussendlich mag 'Sennentuntschi' etwas weniger schockierend und provokant sein, als was es einem die Medien oder die Macher im letzten Jahr noch weiss machen wollten. Die Vergewaltigungsszenen und Gewaltdarstellungen halten sich im Rahmen, und die verbalen Ausbrüche - man muss mit der hiesigen Sprachkultur vertraut sein um Ausdrücke wie 'Lochschwager' direkt zu verstehen - sind im Kontext der Story passend. Trotzdem wird einem hier in vielerlei Hinsicht starker Tobak serviert, der dank der hervorragenden Darstellerleistungen aber erstaunlich authentisch rüberkommt. Andrea Zogg & Co. meistern ihre schwierigen schauspielerischen Aufgaben jedenfalls mit Bravour und zusammen mit Michael Steiner's gradliniger, aber nie konventioneller, Inszenierung darf man 'Sennentuntschi' als einer der besten Schweizer Filme der letzten Jahre bezeichnen - da war der letztjährige Hype ausnahmsweise gerechtfertigt!

Bleibt also zu hoffen, dass der Film auch ausserhalb unserer Landesgrenzen sein Publikum findet. Die hier getestete Blu-ray Umsetzung könnte dabei jedenfalls behilflich sein, denn rein qualitativ kann die spezifisch für den Schweizer Videomarkt produzierte Fassung jedenfalls voll und ganz überzeugen und präsentiert den stimmig gefilmten Thriller nicht nur in einer hochwertigen Bildqualität, sondern einer ebenso gelungenen Surround-Abmischung die hier allerdings nur in der originalen Schweizer Dialektfassung vorliegt - auf hochdeutsche Untertitel wurde (sehr wahrscheinlich im Hinblick auf eine zukünftige BD-Fassung für den Markt in Deutschland) verzichtet.