Originaltitel:	Noordzee, Texas
Veröffentlichung:	24. September 2013
Studio / Verleih:	Salzgeber & Co. Medien GmbH
Produktionsjahr:	2011
Länge:	94 min.
Altersfreigabe:	Freigegeben ab 12 Jahren
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Die Story:
Der 15-jährige Pim (Jelle Florizoone) lebt mit seiner lauten und lebenslustigen Mutter in einem kleinen Kaff an der belgischen Nordseeküste. Während seine Mutter sich nachts in Kneipen herumschlägt, flüchtet sich der introvertierte Pim in Tagträume. Sein sexuelles Erwachen ist ganz auf den Nachbarsjungen Gino (Mathias Vergels) gerichtet, dem coolen Motorrad-Helden, der gerade einiges ausprobiert und Pims Avancen gegenüber nicht unbedingt abgeneigt ist. Doch das Leben besteht nicht nur aus Träumen und zaghaften Annäherungen und Pim erkennt, dass er seine Träume endlich selbst in die Tat umzusetzen muss...

Kritik & Unser Fazit:
Man darf zurecht behaupten, dass in 'Noordzee, Texas' mehr steckt, als man erwarten würde. So könnte man meinen, dass es sich beim Film von Regisseur Bavo Defurne lediglich um eine weitere Coming Out-Geschichte eines schwulen Teenagers handelt und auch wenn der Film dieses Thema sicherlich als zentrales Element behandelt, dann wird in der belgischen Independent-Produktion ein etwas komplexeres Bild gesponnen. Der zeitlich nicht genau festgelegte Film, er spielt anscheinend irgendwann in den '70er Jahren, erzählt die Geschichte des 15-jährigen Pim der von seiner egozentrischen Mutter, die in der Kleinstadt an der Nordsee einen eher zweifelhaften Ruf hat, alleine grossgezogen wird - vom Vater nicht die geringste Spur. Die Probleme und Sehnsüchte des verträumten Jungen interessieren sie jedoch nicht und so ist Pim auf sich gestellt.

Dass Pim in den älteren Nachbarsjungen Gino verliebt ist und dieser, trotz gemeinsamer sexueller Erfahrungen, seine Liebe nur äusserst zaghaft erwidert, macht das Leben des introvertierten Jungen alles andere als einfach - nicht zuletzt, da Ginos Schwester heillos in Pim verliebt ist. So flüchtet sich der wortkarge Pim immer mehr in eine Traumwelt.

Was sich auf dem Papier noch relativ standardmässig und nicht sonderlich originell anhört, wird in 'Noordzee, Texas', das Texas im Titel bezieht sich übrigens auf den Namen der Stammkneipe der Mutter, aber mit sehr viel Feingefühl und auch einer gewissen Tiefgründigkeit behandelt. In stimmigen, fast poetisch wirkenden Bildern beleuchtet man nicht nur die erste schwule Liebe, sondern auch die angespannten Familienverhältnisse. Dabei lässt Regisseur Defurne fast immer die Bilder für sich sprechen und überlässt dem Zuschauer auch vielfach die Interpretation der eigentlichen Geschichte die sogar mit der ein oder anderen Überraschung aufwartet - sofern man denn gewillt ist, auch zwischen den Zeilen zu lesen, denn 'Noordzee, Texas' gehört nicht zu der Sorte Film, die dem Zuschauer sämtliche Infos bis ins kleinste Detail vorkaut.

Das ist aber genau das, was den Charme dieses sehr authentisch wirkenden Films ausmacht. Authentisch auch deshalb, weil Regisseur Defurne, der sich bereits vor diesem Film einen Namen mit diversen Gay-Kurzfilmen gemacht hat, es schafft, die sexuelle Annäherung der beiden Hauptfiguren völlig natürlich und erotisch darzustellen, ohne dabei in irgendeiner Form explizit oder reisserisch zu sein. Der ruhige Film der nur selten mit ein paar langatmigeren Momenten zu kämpfen hat, hat zudem den Vorteil, dass er über eine hervorragende Besetzung verfügt - allen voran Jelle Florizoone als Pim der es schafft, die zunächst nur sehr schwer zugängliche Figur, die sich nur schwer von ihren Zwängen befreien kann, sympathisch und völlig glaubwürdig zu machen. Keine einfache Aufgabe - insbesonders für einen dermassen jungen Schauspieler.

Bleibt zu hoffen, dass man von Regisseur Defurne - und vom Hauptdarsteller - noch mehr sehen und hören wird. 'Noordzee, Texas' ist jedenfalls ein ergreifendes Portrait das nachdenklich stimmt, und einen dennoch mit einem hoffnungsvollen Gefühl zurücklässt.

In technischer Hinsicht macht die belgische, in Flandern an der Nordsee spielende Independent-Produktion ebenfalls einen sehr guten Eindruck und muss sich vor den Hochglanz-Filmen aus Hollywood nicht im geringsten verstecken. So wird einem auf der hier vorliegenden Blu-ray aus dem Jahr 2013 eine sehr hochwertige Bildqualität geboten die, bis auf ein paar wenige transferbedingte Mankos, praktisch keine Einschränkungen aufweist. Der verlustfrei präsentierte flämische Original-Ton, u.a. verfügt die Disc über optionale deutsche Untertitel, mag genrebedingt alles andere als spektakulär klingen,