Kritik & Unser Fazit:
Während Robert Eggers' Film 'The Witch' aus dem Jahr 2017 die heimtückische Wirkung von Märchen auf eine kleine gottesfürchtige Gemeinschaft erforschte, zeigt der Nachfolgefilm des Regisseurs, wie solche Geschichten den Geist eines einzelnen Menschen korrumpieren können.

'Der Leuchtturm' spielt im späten 19. Jahrhundert und beginnt mit der stürmischen Ankunft von zwei Leuchtturmwächtern, deren Persönlichkeiten nicht unterschiedlicher sein könnten. Streit ist vorprogrammiert - und zwar nicht nur wegen der Isolation auf der unwirtlichen Insel, sondern auch, weil der junge, von Robert Pattinson toll gespielte Winslow die mühsamsten Aufgaben erledigen muss, während der von Willem Dafow gepielte Thomas sich das Privileg zugesteht, sich einzig und allein um das Licht auf dem Leuchtturm zu kümmern. Diese traurige Situation hätte zumindest den Vorteil, einfach zu sein, wäre da nicht Thomas' Vorliebe fürs Schwatzen, Trinken und seine wiederholten Versuche, den verschlossenen Winslow endlich besser kennen zu lernen.

Dafoes überlebensgrosse Darbietung macht deutlich, dass es sich dabei um blosse Herzlichkeit handelt. Aber Thomas' gemischte Signale, seine grausame Darbietung von Männlichkeit, sein ständiges Provozieren passen nicht zu Winslow - und das nicht nur wegen der Situation auf der trostlosen, verwitterten Insel. 'Der Leuchtturm' hat natürlich mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick erahnt. Zudem wird die bedrückende Atmosphäre von Jarin Blaschkes Schwarzweiss-Aufnahmen, auch dank des für heutige Zeiten nur noch sehr selten zum Einsatz kommenden 1.19:1-Bildverhältnisses, zusätzlich verstärkt und auch sonst spielt der Film ganz bewusst mit seinen visuell stark in Szene gesetzten Bildern. Diese wecken unweigerlich die Urängste des Publikums und spiegeln die mysteriöse Vergangenheit der beiden Figuren nahezu perfekt wider.

Dieser stete Kontrast zwischen dem Zweideutigen und dem Metaphorischen ist dann auch der eigentliche Treibstoff, der diesen alles andere als einfach zugänglichen Film am Brennen hält. Er treibt die Geschichte gezielt voran und sorgt gleichzeitig für einige überraschende Wendungen.

So fordernd der Film auch sein mag, er schafft es dennoch, zwischen der Mürrigkeit des zurückhaltenden Pattinson und dem weitschweifenden Geschwätz von Dafoes groteskem Charakter etwas Humor einzubauen. Es liegt an der Art und Weise, wie 'Der Leuchtturm' die vorhandenen Gegensätze, man könnte sogar von Widersprüchen sprechen, in einer spöttischen Auseinandersetzung aufeinanderprallen lässt. So sind Winslows Ängste in der einen Szene traurig und ernst, in der nächsten lustig und lächerlich. Winslows Abstieg in den Wahnsinn ist also kein langsames Abgleiten in den Terror, sondern ein brutaler Absturz in einen Abgrund, bei dem er im einen Moment gegen die elende Realität und im nächsten Moment gegen seine Phantasie prallt.

'Der Leuchtturm' mag sperrig wirken, zieht einen jedoch sofort in seinen Bann - nicht nur wegen der dichten Bilder und dem ausgeklügelten Drehbuch, sondern vor allem wegen der grandiosen Leistungen von Dafoe und Pattinson. Ein filmischer Albtraum, auf den man sich einlassen sollte!

In technischer Hinsicht macht 'Der Leuchtturm' einen sehr hochwertigen Eindruck auf der hier vorliegenden Blu-ray von Universal. Das heutzutage im recht ungewöhnlichen 1.19:1-Verhältnis präsentierte Schwarzweiss-Bild überzeugt mit Werten auf sehr hohem Niveau und wenn, dann lässt sich lediglich ein leichter Detailverlust in dunklen Bildbereichen bemängeln. Der deutsche Ton überzeugt, trotz eigentlich leicht eingeschränkter DTS 5.1-Codierung, mit einem ausgefeilten