Kritik & Unser Fazit:
Der 1937 erschienene Roman 'Jugend ohne Gott' gilt als einer der ganz grossen Klassiker der Literatur und wurde bereits mehrfach verfilmt. Das hat Heidi-Regisseur Alain Gsponer allerdings nicht davon abgehalten, sich dem ursprünglich antifaschistischen Stoff erneut anzunehmen. Grundsätzlich nachvollziehbar, handelt es sich bei der Buchvorlage von Ödön von Horváth schliesslich um eine zeitlose Geschichte. Anders als frühere Adaptionen verlagert Gsponer seinen Film jedoch in die nahe Zukunft und weicht auch sonst stark von der Vorlage ab - nicht zuletzt, da man die Erzählperspektive auf insgesamt vier Figuren aufteilt und der Schwerpunkt auf den jugendlichen Pro- bzw. Antagonisten liegt und man damit klar auf das Hunger Games-Publikum abzielt. Etwas, das man in dieser Form im deutschen Kino in dieser Art noch nicht gesehen hat.

Grundsätzlich sicher keine schlechte Idee, allerdings wird dadurch die Grundidee der nach wie vor relevanten Buchvorlage stark verwässert und der Stoff wird auf ein Teenager-Drama mit Thriller-Elementen reduziert. Das dürfte nicht unbedingt der Absicht von Horváth entsprechen.

So wenig der Film schlussendlich auch mit dem Buch zu tun hat, die Herangehensweise an den Stoff ist dennoch recht interessant, wenn auch nicht unbedingt konsequent durchgeführt. So sind die gesellschaftskritischen Züge erkennbar und werden zum Teil auch gut eingesetzt, wiegen jedoch nicht sonderlich schwer da man fast nur die aalglatte und unterkühlten Aspekte der hier präsentierten Gesellschaft mit ihrer strikten 2-Klassen-Struktur zu sehen bekommt. Rein visuell funktioniert das jedenfalls gut und sogar die Camp-Bergwelt wirkt regelrecht steril und durchkontrolliert. Gleichzeitig trifft das aber auch auf die Figuren zu, denn diese kommen ebenso glatt und blass rüber. So entsteht von Anfang an eine gewisse Distanz die der Film im Verlauf seiner vier Akte, bei denen jeweils eine Perspektive beleuchtet wird, nicht abzubauen vermag.

So steigert man die Spannung zwar mit der gewählten Erzählstruktur, macht den Film allerdings auch unnötig kompliziert und langatmig und baut zwar stetig auf einen Twist hin, doch dieser lässt sich bereits im zweiten Akt erahnen und entpuppt sich auch rein emotional als weitaus weniger effektiv, als von den Machern gewollt. Trotzdem stecken in 'Jugend ohne Gott' genug interessante Aspekte, höchst wahrscheinlich dank der zeitlosen Buchvorlage, und es ist zudem erfreulich, dass sich eine deutsche Produktion überhaupt einmal an eine Jugend-Dystopie wagt - auch wenn der Zug in filmischer Hinsicht bereits abgefahren ist und der Markt dank der vielen 'Hunger Games'-Nachahmer längst übersättigt ist. Alles in allem ein solide gespielter, visuell stimmig umgesetzter und grundsätzlich ambitionierter Film, der jedoch nicht zu packen weiss.

In technischer Hinsicht macht der Film eine sehr überzeugende Figur und punktet vor allem beim Bild. Der stimmig in Szene gesetzte Film weist eine hochwertige Bildqualität auf und die wenigen vorhandenen Mankos, wie z.B. ein selten zu hell wirkender Schwarzwert und minimale Banding-Artefakte, trüben den ansonsten hervorragenden Bildeindruck so gut wie gar nicht. Der Ton hinterlässt ebenfalls einen grösstenteils guten Eindruck und kommt vor allem während den etwas actionlastigeren Sequenzen räumlicher und aggressiver daher. Das Bonusmaterial fällt