Kritik & Unser Fazit:
Die Harry Potter-Reihe hat es mit der filmischen Aufsplittung des letzten Romans in zwei Filme vorgemacht - und die derzeit weltweit immer noch angesagte 'Hunger Games'-Reihe folgt nun dem anscheinend überaus gewinnmaximierenden Beispiel und macht aus dem letzten Buch der dreiteiligen Buchvorlage kurzerhand zwei Filme. 'Mockingjay - Teil 1' ist dann auch tatsächlich mehr ein Vorspiel als ein in sich abgeschlossener Film, aber da sich der Film ohnehin stark von den beiden Vorgängern abhebt, lässt es sich weitaus besser mit den offenen Fragen leben. Waren Die Tribute von Panem und Catching Fire dank ihrer Kampfszenen innerhalb der Hunger Games-Arena zwar sehr actionlastig, mangelte es den Filmen aber vor allem an der eigentlichen Story. Beim ersten 'Mockingjay'-Film ist es nun genau umgekehrt: Weniger Action, mehr Story.

Diese wird tatsächlich merklich in die Länge gezogen und gibt trotz etwas tiefgründigerer Einblicke in das Seelenleben der traumatisieren Katniss Everdeen nur bedingt genug Stoff für einen 2-stündigen Film her, aber der Film funktioniert besser als erwartet.

Wer die ganz grosse Action erwartet, der dürfte hingegen enttäuscht werden, denn bis auf zwei etwas grösser angelegte Actionszenen, die dafür rein emotional umso mehr Gewicht haben, hält sich der Film weitestgehend zurück. Dafür verleiht die Verlagerung der Perspektive auf die inneren Vorgänge der Rebellen und ihrem Kampf gegen das Kapitol der Filmreihe etwas frischen Wind und zeigt nun wirklich auf, was Katniss bei der unterdrückten Bevölkerung von Panem für einen Kampfgeist geweckt hat. Gerade weil die Grenzen zwischen Gut und Böse aber immer mehr zu verschwimmen drohen und Katniss auch von den Rebellen zu Propaganda-Zwecken missbraucht wird, bekommt der Film eine deutlich unheilvollere und ernsthaftere Note die der ganzen Thematik plötzlich einen deutlich gewichtigeren Rahmen verleihen. 'Hunger Games' wird nun erwachsen!

Die einen werden die ruhigere Herangehensweise und den etwas langatmigen Mittelteil bemängeln. Ob nun zu recht oder nicht sei dahingestellt, aber es steht ausser Frage, dass 'Mockingjay - Teil 1' der strukturell bisher beste Teil der Serie ist und zudem auch rein darstellerisch am meisten zu überzeugen weiss - wobei Jennifer Lawrence ihren oscarprämierten Ruf mit ein paar besonders starken Szenen weiter festigen kann und sie sogar namhafte Neuzugänge wie Julianne Moore als undurchsichtige Rebellen-Präsidentin oder dem während den Dreharbeiten des 2-teiligen Films verstorbenen Philip Seymour Hoffman die schauspielerische Stirn bieten kann. Man hat jedenfalls nur noch sehr selten das Gefühl, es mit einer Jugendroman-Verfilmung zu tun zu haben!

Schlussendlich mag es sich bei 'Mockingjay - Teil 1' nur um die Vorbereitung auf ein voraussichtlich actionlastigeres Finale handeln, aber trotz des offenen (und zudem schockierenderen) Endes steht der Film von Francis Lawrence auf eigenen Beinen.

Inhaltlich bewegt sich 'Die Tribute von Panem: Mockingjay - Teil 1' stark vom Konzept der ersten beiden Filme weg, aber die qualitative Umsetzung orientiert sich dafür umso mehr an den beiden Vorgängern - zum Glück ohne die Wackel-Kameraführung des Erstlings. Zwar hat man es beim Bild mit ein paar quell- und transferbedingten Mankos zu tun, aber das Ergebnis ist dennoch gut - wobei der gelungene Ton, der vor allem in den Actionszenen zu überzeugen weiss, das Heimkino-Erlebnis positiv abrundet. Kommt hinzu, dass sich nicht nur Fans über eine sehr ausführliche Auswahl an Bonus-Features