Kritik & Unser Fazit:
Dass sich der chinesische Künstler und Aktivist Ai Weiwei einem Dokumentarfilm-Projekt rund um die Flüchtlingskrise annimmt, ist irgendwie naheliegend, denn schliesslich setzt sich Weiwei, der von 2011 bis 2015 von der chinesischen Regierung ein Reiseverbot auferlegt wurde, schon seit längerem für Menschenrechte ein. Gerade aufgrund von Weiweis künstlerischem Hintergrund sollte man bei 'Human Flow' jedoch keine klassische Dokumentation erwarten und auch wenn der über 140-minütige Film einige Fakten rund um das weltweite Problem der Völkerwanderung einfliessen lässt, dann steht der künstlerische Aspekt im Vordergrund und man versucht anhand von einzelnen Schicksalen, das Flüchtlingsproblem aus einer anderen Perspektive zu ergründen.

In überschwängliche Dramatik à la Hollywood kippt 'Human Flow' jedoch nie ab und auch wenn es schlussendlich lediglich ein paar Momentaufnahmen einer anscheinend nicht zu bändigenden Krise sind, dann geht Ai Weiwei überaus einfühlsam auf die verschiedenen Einzelschicksale ein.

Der Film wurde im Verlauf eines Jahres in 23 Ländern gefilmt: Von Afghanistan über Kenia, Irak und Mexiko bis nach Deutschland. Bilder, wie z.B. die überfüllten und kaum seetüchtigen Flüchtlingsboote, die in den Medien seit Anfang der Krise die Runde machen, sind genauso enthalten wie Aufnahmen von weniger bekannten Orten die man nicht direkt mit der Krise in Verbindung bringen würde. Das ist eine der Stärken von 'Human Flow', denn damit wird aufgezeigt, wie unterschiedlich und vielfältig das Problem ist. Einen Lösungsansatz kann aber auch Weiwei nicht aufzeigen, wobei das auch nicht das Ziel seines Films ist. Vielmehr sind es Bilder, Eindrücke und Gedanken die vielfach fast schon frei schwebend daherkommen und dem Film einen einzigartigen, wenn auch anfänglich etwas schwer greifbaren Charakter verpassen.

Von einer konventionellen Dokumentation mit einer klaren Struktur kann bei 'Human Flow' deshalb nicht unbedingt gesprochen werden und auch wenn es Regisseur Ai Weiwei nicht nur im Bezug auf die überlange Laufzeit ein bisschen zu gut gemeint hat, dann gibt es auch Momente, wo er sich selbst etwas zu sehr in Szene setzt. Trotzdem merkt man, wie sehr den Beteiligten die Sache am Herzen liegt und auch wenn die Bilder gelegentlich eine trügerische Mischung aus künstlerischer Präzision und Harmonie ausstrahlen, dann verfehlen sie ihre Wirkung trotzdem nicht. Ein umfassender Blick auf die Flüchtlingskrise ist Ai Weiwei mit 'Human Flow' vielleicht nicht gelungen, dafür eine umso persönlicher gehaltene Darstellung eines Problems, das man nur allzu gerne verdrängen würde, dessen Dringlichkeit jedoch präsenter ist als jemals zuvor.

Bei der technischen Umsetzung hat 'Human Flow' gute Karten und punktet auf dieser Blu-ray Disc mit einer sehr zufriedenstellenden Bildqualität. Vereinzelte Aufnahmen in schlechterer Qualität schmälern den Gesamteindruck jedenfalls nicht wirklich und auch wenn die Produktion (sogar für Doku-Verhältnisse) ein bisschen zu digital wirkt, dann kann man trotzdem von einer recht hochwertigen Präsentation sprechen. Der Ton fällt dafür sehr unspektakulär aus und trotz vorhandener Möglichkeiten beschränken sich die Surround-Aktivität auf wenige Momente. Wer