Kritik & Unser Fazit:
Mit 'Der Spitzenkandidat', der im englischen Original als 'The Front Runner' bekannt ist, nimmt sich Regisseur Jason Reitman der wahren Geschichte des US-Präsidentschaftsanwärters Gary Hart an. Dieser hatte während seines Wahlkampfs im Jahr 1988 die besten Aussichten auf den Sitz im Weissen Haus, doch ein aussereheliches Verhältnis wurde ihm zum Verhängnis. Das wäre an und für sich nicht einmal besonders interessant, doch Harts Geschichte ist vor allem deshalb von grosser Bedeutung, weil sie als Ausgangspunkt für eine neue Art von Berichterstattung gilt bei der Boulevardjournalismus mit investigativem Politjournalismus zusammengeschmolzen ist.

Damit fängt aber bereits das Problem von 'Der Spitzenkandidat' an: Der Film weiss zu keinem Zeitpunkt so richtig, was er nun sein will. So funktioniert der Film weder als reine Biografie, noch als Anprangerung eines medialen Systems, das bis heute für recht fragwürdige Resultate sorgt.

So überrascht es dann auch nicht, dass 'Der Spitzenkandidat' nie wie aus einem Guss wirkt und sich vor allem damit schwer tut, hinter die Fassade von Gary Hart zu blicken. Man hakt zwar die üblichen Kästchen ab und zeigt nicht nur den Politiker, sondern auch den Ehe- und Privatmann, aber es fühlt sich wesentlich oberflächlicher an, als was man eigentlich erwarten würde - auch deshalb, weil sich Hugh Jackman in seiner Hauptrolle als skandalumwitterter Politiker deutlich anstrengt. Sein engagiertes Spiel kommt gegen das unfokussierte Drehbuch allerdings nicht wirklich an und so weist der Film nie die Dringlichkeit auf, die er offensichtlich aufzeigen will.

Schade wenn man bedenkt, dass 'Der Spitzenkandidat' auch sonst über eine namhafte und gut spielende Besetzung verfügt, wenn ein J.K. Simmons in einer Nebenrolle jedoch die eindeutig interessantere und zugänglichere Figur spielt als Jackman, dann merkt man, dass hier irgendwas nicht so richtig zünden will. Das soll nicht heissen, dass 'Der Spitzenkandidat' nicht sehenswert ist, aber als Aufarbeitung eines vor allem für die US-amerikanische Polit- und Presselandschaft wichtigen und nachhaltigen Politskandal kratzt der Film von Jason Reitman doch etwas zu sehr an der Oberfläche. Sehenswert wegen den Darstellern, ansonsten reicht ein Blick auf Wikipedia.

Wenigstens recht erfreulich, dass Jason Reitmans Film in technischer Hinsicht gut abschneidet. So erwartet einen bei der hier vorliegenden Blu-ray ein zwar nicht gerade spektakuläres, aber durchgehend gutes und zuweilen auch recht hochwertiges Bild ohne grössere Schwächen. Beim Ton sieht es bzw. klingt es ähnlich, denn auch hier gilt: Zwar alles andere als spektakulär und ausserdem nicht allzu räumlich, aber zum Film passt es und qualitativ gibt's nichts zu meckern.