Kritik & Unser Fazit:
Es gibt Filme, die, wenn man sie sieht, einem ein wehmütiges 'Heutzutage werden solche Filme einfach nicht mehr gemacht' entlocken. Ron Howards romantisches Adventure 'In einem fernen Land' ist genau einer dieser Filme - und dabei gehörte der im Jahr 1992 veröffentlichte Film schon damals zu einer eigentlich längst ausgestorbenen Gattung von Hollywood-Grossproduktionen die, ganz im Stil der grossen Klassiker wie 'Lawrence of Arabia' oder Doktor Schiwago, von grossen Gefühlen vor epischer Kulisse erzählen - und nicht nur mit klassischen Filmtechniken, sondern echten Stunts und unzähligen Statisten an die Grenze des damals filmisch machbaren gingen. Allein das gibt dem nicht nur im malerischen Irland, sondern auch der Gosse von Boston und abschliessend in den atemberaubenden Weiten von Oklahoma spielenden Film einen zeitlosen Glanz.

Ein Glanz, der auch von der eigentlich simplen und klischeehaften Story rund um das ungleiche Paar, dessen zunächst einzige Gemeinsamkeit der Traum vom eigenen Land in Amerika ist, nicht beeinträchtigt wird - zumindest dann, wenn man kein Zyniker ist.

Nur so lässt sich ein hoffnungslos romantischer, aber ebenso abenteuerlustiger Film wie 'Far and Away', so der englische Originaltitel, nämlich wirklich schätzen. Schwer macht es einem der spätere Apollo 13-Regisseur mit seinem 3-Akter allerdings nicht und reisst einem so ziemlich von der ersten bis zur letzten Minute mit - was an einem sehr guten Erzähltempo, den grossartigen Landschaftsaufnahmen, einer Prise Humor und an der tollen Leinwandchemie von Tom Cruise und Nicole Kidman, beide damals im echten Leben noch miteinander verheiratet, liegt. So versprühen die beiden eine fast schon explosive Energie und lassen den teilweise in die Ferne gerückte Traum auch in den niederschmetterndsten Momenten noch greifbar wirken - wobei man sich mit den gut charakterisieren Figuren umso mehr mitfreut, wenn sich der Traum doch noch erfüllt.

'In einem fernen Land' ist aber mehr als nur eine Romanze mit Abenteuer- und Western-Einschlag, denn gleichzeitig bietet das - trotz einer Laufzeit von 140 Minuten erstaunlich kurzweilige - Siedler-Epos einen Einblick in das harte Arbeiterleben der damaligen Einwanderer und rekonstruiert mit dem grossen Rennen ums weite Land von Oklahoma auch gleich noch ein wichtiges historisches Ereignis - und zwar mit einem Aufwand, der seinesgleichen sucht und vor allem deswegen so beeindruckend wirkt, weil sich die Macher Anfang der '90er Jahre nicht einfach den heute längst gängigen CGI-Hilfsmitteln bedienen konnten. Zum Glück möchte man heutzutage sagen, denn es bleibt äusserst stark zu bezweifeln, ob die finale Sequenz mit ihren unzähligen Pferden, Planwagen und Statisten jemals dermassen glaubhaft und atemberaubend rübergekommen wäre.

Sehr bedauerlich also, dass die US$ 60 Millionen teure Grossproduktion seinerzeit beim Publikum nur mässig ankam und in den USA gerade mal knapp das Budget eingespielt werden konnte. Kein Klassiker, aber ein unterschätztes Kinojuwel der frühen '90er Jahre!

Da 'In einem fernen Land' eine der letzten grossen 70mm-Produktionen war, könnten die Voraussetzungen für eine Blu-ray Umsetzung eigentlich kaum besser sein. Wer auf ein neues Master von den ursprünglichen 70mm-Negativen gehofft hat, wird jedoch eine Enttäuschung erleben, denn offensichtlicherweise wurde auf ein veraltetes Bildmaster zurückgegriffen - eines, das zwar solide daherkommt, aber über einige Mankos verfügt. Beim deutschen Ton sind ein paar altersbedingte Einschränkungen dafür verantwortlich, dass der Gesamteindruck leicht getrübt ist und von den Extras wollen wir erst gar nicht