Kritik & Unser Fazit:
Dass Jean-Pierre Jeunet nach Filmen wie Delicatessen oder dem vierten Alien-Film ausgerechnet das ultimative Pariser-Filmmärchen auf die Leinwand zaubern würde, hätte wohl niemand erwartet - doch sein im Jahr 2001 veröffentlichter Film 'Die fabelhafte Welt der Amélie' ist genau das: Eine filmgewordene Hommage an die Weltstadt Paris die auf der Leinwand wie eine durch den Kitsch- und Romantikwolf gedrehte Fantasiewelt daherkommt. Es ist einmal mehr der persönliche Stil des eigenwilligen Filmemachers, doch gleichzeitig ist es auch sein vielleicht massentauglichster Film der ohne grosse Umschweife das Kind in einem erneut erweckt und das Publikum sofort in seinen Bann zieht - was mit so originellen wie auch skurrilen Einfällen wie suizidgefährdeten Goldfischen allerdings auch keine wirkliche Überraschung ist. Zugegeben: In 'Die fabelhafte Welt der Amélie' ist nichts vollkommen normal und jede Figur ist irgendwie schräg drauf, eben immer etwas skurril - was auch für einige der Situationen gilt.

'Le fabuleux destin d'Amélie Poulain' (Originaltitel) ist ein solches Sammelsurium an irrwitzigen, aber in der Regel immer sehr charmanten und kindlich angehauchten Einfällen, dass die eigentliche Hauptfigur ein bisschen zur Nebensächlichkeit wird.

So verfehlt dann auch die Romanze ihre eigentliche Wirkung, aber Audrey Tautou's unverwechselbarem Charme kann man sich dennoch nicht entziehen. Überhaupt kann man die mittlerweile international bekannte Schauspielerin als die Idealbesetzung bezeichnen, denn es ist nur schwer vorstellbar, dass jemand anderes diese Rolle mit solcher Überzeugung spielen könnte - keine Frage: Tautou ist Amélie. Auch sonst hat der Film eine Reihe von tollen französischen Darstellern zu bieten, wobei gerade die Geschichten der Nebenfiguren dafür verantwortlich sind, dass der Film streckenweise, d.h. in der ersten Hälfte, sehr episodenhaft daherkommt. Die verstärkt romantische Ausrichtung der zweiten Hälfte bringt die ein oder andere langatmige und auch leicht aufgesetzt wirkende Sequenz mit sich, aber vorwerfen kann man es dem Film nicht - denn trotz der ein oder anderen inhaltlichen Schwäche gehört Jeunet's 'Amélie' zu den entzückendsten Feelgood-Movies, die jemals auf der Leinwand zu sehen waren.

Von daher überrascht es dann auch nicht, dass 'Amélie' - in einer Zeit, in der die Menschen ein gesteigertes Bedürfnis an einem Ausbruch aus unserer von Krieg und Terror dominierten Welt hatten - zu Jean-Pierre Jeunet's grösstem Erfolg wurde.

Nachdem der Film bereits 2010 von Universal Pictures auf Blu-ray veröffentlicht worden ist, kommt nun das Prokino-Label mit einem Re-Release zum Zug. Bild und Ton sind hier identisch mit der Erstveröffentlichung - was grundsätzlich gut ist, denn schliesslich konnte schon der damalige Release mit guten, wenn auch längst nicht referenzwürdigen Werten überzeugen - was, zumindest beim Bild, bei Jeunet's von diversen Stilmitteln geprägter Bildsprache keine Überraschung ist. Für Fans des Films und / oder des Regisseurs dürfte dieser Release vor allem in einer Hinsicht interessant sein: Den