Kritik & Unser Fazit:
'Dr. Seltsam - Oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben' - im Original unter dem noch längeren Titel 'Dr. Strangelove - Or: How I Learned To Stop Worriyng and Love The Bomb' bekannt - hat mittlerweile bald 50 Jahre auf dem Buckel. Und da es sich hier um eine Kriegs-Satire handelt, die sich mit dem kalten Krieg auseinandersetzt, könnte man denken, dass der Film längst nicht mehr relevant ist. Doch das ist nicht der Fall - ganz im Gegenteil, denn obwohl der eiserne Vorhang mittlerweile der Vergangenheit angehört, hat sich in der Welt eigentlich nicht allzu viel verändert. So macht man sich bei Stanley Kubrick's Weltuntergangs-Szenario nach wie vor Gedanken um die gezeigten Möglichkeiten - und amüsiert sich gleichzeitig herrlich über die Unfähigkeit der Politiker!

Damit hat Kubrick einen weiteren Kult-Film geschaffen der nicht nur von realen Ereignissen profitierte (er entstand im Schatten der Kuba-Krise, die 1962 die Welt an den Rand der nuklearen Katastrophe brachte), sondern zudem von einem treffsicheren und dialogstarken Drehbuch und von seinen grossartigen Schauspielern lebt - allen voran Peter Sellers der hier in einer Dreifach-Rolle (!) glänzt und als Captain Mandrake, US-Präsident Muffley und der Titel-Figur Dr. Seltsam nahezu alle anderen Darsteller überflügelt - seine damalige Oscar-Nominierung war jedenfalls mehr als verdient! Man könnte den Film fast als One-Man Show von Sellers bezeichnen, wäre da nicht 'Patton'-Star George C. Scott der als unfähiger US-General ebenfalls viele Lacher auf seiner Seite hat.

Es sind aber nicht nur die vielen urkomischen Dialogzeilen, sondern auch der unverkennbare visuelle Stil der den Film zum heutigen Kult-Objekt macht - wobei die Einstellung der von Captain Kong (unfreiwillig) geritten Atombombe in die Filmgeschichte einging!

Wer schwarzen Humor mag, der liegt bei 'Dr. Seltsam' jedenfalls nach wie vor richtig - denn viel dunkler kann der Humor eines Films gar nicht mehr werden: In welchem Film kann schon über das Ende der Welt gelacht werden? Kubrick schafft den Spagat aus vollkommener Absurdität und den schrecklichen - und vorallem in der damaligen Zeit sehr realen - Möglichkeiten mit Bravour. Da verzeiht man es Kubrick auch gerne, dass der Film trotz der relativ kurzen Laufzeit von 95 Minuten ein paar Längen (ein paar Flieger-Aufnahmen weniger und etwas mehr Peter Sellers & Co. wären wünschenswert) aufweist - was allerdings auch schon einer der einzigen Kritikpunkte an einem Film ist, der mit jedem erneuten Sehen witziger wird und bis heute nichts von seinem ursprünglichen Biss verloren hat!

Auf Blu-ray macht der Film trotz seines Alters eine überraschend gute Figur - wobei der Film vorallem bildmässig gut rüberkommt und die toll fotografierten Schwarz / Weiss-Einstellungen nach wie vor begeistern. Qualiativ ist dem Material das Alter von bald 50 Jahren jedenfalls nur bedingt anzusehen und vorallem langjährige Fans dürfen sich über eine bisher nicht gesehene Bildqualität freuen. Da stört es dann auch nicht allzu sehr, dass der Film beim Ton etwas weniger gut wegkommt und sich trotz des neuen 5.1 Mixes mehrheitlich auf die vorderen Kanäle beschränkt - was bei einem Film, der ursprünglich in Mono abgemischt wurde, auch nicht allzu verwunderlich ist. Als Ausgleich gibt's dafür eine gelungene Auswahl an Bonusfeatures die im Vergleich zu früheren