Kritik & Unser Fazit:
Es ist immer wieder erstaunlich, was für haarsträubende, schockierende und eigentlich vollkommen unverständliche Geschichten das wahre Leben schreibt! Du diesen Stories gehört auch die Leidensgeschichte der alleinerziehenden Christine Collins die Ende der 1920er Jahre in Los Angeles, nachdem ihr Sohn für einige Monate spurlos verschwunden war, einen völlig fremden Jungen von der Polizei untergeschoben bekommt - und mit allen Mitteln versucht wird, die verzweifelnde Mutter Mundtot zu machen. Dass 'Der fremde Sohn', im Original als 'Changeling' bekannt, mehr als nur ein Psycho-Thriller oder Drama, sondern gleich auch noch ein waschechter Justiz-Krimi ist, zeigt bestens auf, wie vielschichtig der von der Leinwand-Legende Clint Eastwood mit sicherer Hand inszenierte Film ist. Unter dem Genre-Mix hat die an die Nieren gehende Aufarbeitung der wahren Ereignisse allerdings zu keinem Zeitpunkt zu leiden!

Im Gegenteil: Die ohnehin gute Spannung wird aufgrund der genremässigen Abwechslung auf einem konstant Niveau gehalten, und auch wenn sich in der zweiten Hälfte die ein oder andere Länge einschleicht, wird dies durch die unerwarteten Wendungen die der Fall um den verschwundenen Jungen der alleinerziehenden Mutter perfekt ausgeglichen - wobei der atmosphärisch sehr dicht erzählte Film, der von einer detailgetreuen Nachbildung des '20er Jahre Los Angeles profitiert das hier in schönen und stimmigen Bildern festgehalten wird, zudem hervorragende Charakterisierungen seiner Figuren zu bieten hat - und zwar egal ob Haupt- oder Nebenfigur. Im Mittelpunkt steht allerdings die von Angelina Jolie nahezu perfekt verkörperte Christine Collins - wobei Jolie, die als Mutter von mehreren Kindern dank zahlloser Berichte in der Yellow-Press ohnehin einen hohen Bekanntheitsgrad hat, für die Rolle sozusagen perfekt ist.

So merkt man ihr in jeder Einstellung an, wie sehr ihr die realistische Darstellung am Herzen liegt und zieht dabei eine überzeugende One-Woman-Show ab die ihr zurecht eine Oscar-Nominierung als Beste Hauptdarstellerin eingebracht hat!

Dementsprechend darf Jolie, die mit Regisseur Eastwood hervorragend harmoniert und mit dieser Rolle auf ähnlich hohem Niveau wie bei A Mighty Heart überzeugt, als eines der herausragenden Elemente dieses gelungenen Films bezeichnet werden. Dass man sich dabei ein paar Freiheiten bei der Interpretierung des enorm schwierigen Falles, der auch als die Wineville-Chicken-Morde bekannt ist und bis heute noch viele Fragen aufwirft, genommen hat, ist nicht allzu tragisch. Zumindest hat Eastwood keine unnötig reisserischen Elemente eingebaut, was die damaligen Geschehnisse umso brutaler und ergreifender machen und einen schockiert, aber auch nachdenklich, zurücklassen - aber nicht hoffnungslos! Denn so lange es starke Frauen (und natürlich auch Männer) wie Christine Collins gibt, die ihr Schicksal nicht einfach wortlos hinnehmen, besteht auch in einer Welt voller Korruption und Verbrechen noch ein Funken Glauben an das Gute!

Schön zu sehen, dass 'Der fremde Sohn' nicht nur inhaltlich überzeugt, sondern auch in technischer Hinsicht eine gute Figur macht und auf Blu-ray bild- und tonmässig mit guten, teils auf hohem Niveau angesiedelten Niveau überzeugen kann. Vor allem die Bildqualität ist, bis auf ein paar wenige und nur minimale Mankos (wie z.B. ein paar schlechter fokussierte Shots) ziemlich hochwertig ausgefallen und bieten trotz der Eastwood-typisch reduzierten Farbpalette noch genügend High-def Feeling. Der Ton kommt im ersten Augenblick vielleicht ein bisschen zurückhaltend daher, hat aber dennoch eine stimmige Atmosphäre zu bieten die in ausgewählten Momenten etwas effekt- und druckvoller rüberkommt. Die Extras der Disc sind vielleicht nicht allzu