Kritik & Unser Fazit:
Man stelle sich vor: Da sind die eigenen Eltern ein Leben lang verheiratet, und nach dem Tod der Mutter eröffnet einem der Vater, dass er schwul ist und von jetzt an seine bisher unterdrückte Neigung auslebt. Eine Geschichte, wie sie eigentlich nur im Film vorkommt - und dies nun dank der persönlichen Erlebnissen von Mike Mills in 'Beginners' auch tatsächlich tut, denn der Regisseur und Autor verarbeitet in seinem Familien- und Beziehungsdrama verschiedene biografische Elemente. 'Beginners' ganz einfach auf die Geschichte des plötzlich homosexuell lebenden Vaters zu reduzieren, wäre allerdings falsch, denn auf intelligente und durchgehend sehr feinfühlige, und teils von schwarzem Humor geprägte Art und Weise verknüpft Mills seine aussergewöhnliche Geschichte mit Themen wie Trauerbewältigung, Bindungsängsten und Beziehungsproblemen.

Nicht gerade leicht verdauliche Themen mit denen Mills seine eigene Vergangenheit aufarbeitet, aber die filmische Umsetzung kann dennoch überzeugen - und zwar nicht nur rein inhaltlich, sondern auch strukturell und vor allem auch darstellerisch gesehen.

Einfach wird es dem Zuschauer allerdings nicht gemacht. So hat man es nämlich nicht nur mit drei Handlungssträngen zu tun, sondern macht gleichzeitig auch noch zahlreiche - zunächst fast zusammenhanglos wirkende - Zeitsprünge. Schnell findet man sich aber in Mills' etwas kurioser Welt zurecht und erkennt, dass gerade die Verknüpfung der verschiedenen Zeitebenen zu einem besseren Verständnis der Motivationen der Figuren führt. Hal's eigentlich unerwartete Homosexualität, aber auch seine verdrängte Krebs-Erkrankung, verkommt dabei nie zu einem klischeehaften Aufhänger und genau so wie seine Demaskierung am Anfang des Films stattfindet, lassen auch die restlichen Figuren im weiteren Verlauf ihre Masken fallen und finden auf nachvollziehbare und realistisch wirkende Art und Weise zu ihrem wahren Ich und zum inneren Frieden.

So clever das Drehbuch von 'Beginners' auch ist, es wird erst durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen des toll zusammengestellten Darsteller-Ensembles zum Leben erweckt. Ewan McGregor meistert seine Rolle mit Bravour und strahlt beim Zusammenspiel mit Inglourious Basterds-Entdeckung Mélanie Laurent eine authentisch wirkende Chemie aus. Christopher Plummer liefert auf seine alten Tage zudem eine Meisterleistung ab und ist einfach grossartig in seiner schwierigen Rolle - was die vor kurzem bekanntgegebene Oscar-Nominierung umso erfreulicher macht. Jack Russell-Terrier Arthur stiehlt mit seinen Knopfaugen aber allen die Schau und liefert mit den imaginären Gesprächen mit seinem Herrchen einige der amüsantesten Momente in einem Film, der passend aufzeigt, dass es nie zu spät für einen Neuanfang ist!

In technischer Hinsicht ist 'Beginners' etwas stärker den herkömmlichen Regeln des dramatischen Genres unterworfen und kommt zwar stimmig und atmosphärisch daher, aber wirkt nie allzu spektakulär - was nur schon damit zusammenhängt, dass man sich beim Bild für eine etwas monotone Farbpalette entschieden hat die sich zusammen mit dem Kontrast ein bisschen auf den restlichen Gesamteindruck auswirkt. Ansehnlich ist das Bild, trotz vorhandener Kompressions-Artefakte, aber allemal - wobei der Ton ähnlich unspektakulär rüberkommt, aber trotz einer grundsätzlichen Frontlastigkeit mit guten Werten überzeugt. Die Bonus-Features sind vielleicht der einzige Schwachpunkt,