Kritik & Unser Fazit:
Das bevorzugte Metier von Regisseur Andrew Niccol ist zweifelsohne die als eine Art Retrowelt angehauchte Zukunft. Das hat er mit seinem Debutfilm 'Gattaca' eindrucksvoll bewiesen, seine Vorliebe für das Genre in Filmen wie In Time aber genauso konsequent weiterverfolgt. Irgendwie keine grosse Überraschung also, dass er die Thematik auch in 'Anon' erneut aufgreift und dem Zuschauer eine Welt präsentiert, bei der die Menschheit der totalen Überwachung ausgeliefert ist. Die Grundidee: Alle Menschen sind mit einem digitalen Programm verbunden und alles was man sieht wird permanent aufgezeichnet. Dumm nur, dass genau dieses Programm gehackt wird und den Menschen dadurch völlig falsche Realitäten vorgegaukelt werden können. Bis zum Tod.

Eine interessante und durchaus beängstigende Ausgangslage und tatsächlich ein Aufhänger, aus dem man sehr viel machen könnte. Schade also, dass Regisseur Niccol aus dem Material nicht allzu viel herausholt und einen (sehr) gemächlichen Sci-Fi Thriller ohne wirkliche Thrills macht.

Dabei spielt der Film gekonnt mit den Perspektiven der Figuren und den unterschiedlichen Überwachungs-Szenerien. Diese werden im Film selbst jeweils aus dem Blickwinkel der Pro- bzw. Antagonisten mittels eines unauffälligen, aber effektiven Bildformat-Wechsels präsentiert und lassen einen so direkt das sehen, was in den Köpfen der Figuren vorgeht - inklusive den manipulierten Realitäten. Eine unterkühlte Atmosphäre ist dabei natürlich sinnvoll, aber dass der Film schlussendlich dermassen blass und blutleer, geradezu staubtrocken daherkommt, ist sogar für diese Art von Story überraschend - und alles andere als hilfreich. Dabei wäre das Set- bzw. Produktions-Design mit seinem Retrostil toll anzusehen, aber die Figuren agieren stocksteif.

So kommt 'Anon' zwar interessant daher, bewegt sich rein handlungstechnisch im Verlauf seiner knapp 100 Minuten aber kaum vom Fleck und schafft es, weder eine gesellschaftskritische Note, noch wirkliche Spannung aufzubauen. Auch die namhaften Darsteller, darunter Clive Owen und Amanda Seyfried, können aus dem eingeschränkten Material nichts herausholen und werden in ihren Rollen regelrecht verschenkt. Ein Twist zum Ende hin belebt den Film zwar kurzzeitig, aber eigentlich ist zu diesem Zeitpunkt der Zug schon längst abgefahren und das Interesse des Zuschauers verpufft - und das, obwohl der Film der perfekte Kandidat für einen grandiosen Sci-Fi / Film Noir-Streifen wäre. Fazit: Eine tolle Grundidee die leider lustlos vor sich dahindümpelt.

Inhaltlich wird in 'Anon' viel verschenkt, aber was der Film in Sachen Handlung, Spannung und Inszenierung vermissen lässt, kann er mit seinem coolen Retrodesign und den interessanten, wenn auch etwas eigenwilligen Perspektiven (Point-of-View-Momente werden, anders als der restliche Film, im Vollbild-Modus dargestellt) ein bisschen ausgleichen. Kommt hinzu, dass die Bild- und Tonqualität zu überzeugen weiss und die wenigen vorhandenen Mankos den guten Gesamteindruck der hier vorliegenden Blu-ray kaum beeinträchtigen können. Nur schade, dass